Die Superbike WM gehört neben dem Motorrad Grand - Prix Sport zur zweiten großen Klasse im Motorrad - Rennsport. In dieser, in den letzten Jahren bei den Fan´s immer populärer gewordenen Rennszene, wird mit Motorrädern gefahren, mit denen sich die Fan´s identifizieren können, weil diese Motorräder äußerlich ihren Geschwistern gleichen, die man auch auf der Straße sieht.
Das Regelwerk besagt in seiner ersten Ausgabe vom Winter 87/88, dass die Silhouette der homologierten Basismaschine nicht verändert werden darf. Ebenso muss der Rahmen beibehalten werden. Als Antrieb dient ein 3 bzw. 4 Zylinder 4 - Takt Motor mit maximal 750 ccm. Das gesamte Fahrzeug muss mindestens 165 kg wiegen. Die 4 großen japanischen Hersteller müssen je 1000 Stück davon bauen.
Um mehr Hersteller zur Teilnahme an der WM zu bewegen, z.B. Ducati, die nur 2 Zylinder Aggregate verbauten, gestand man in diesem Regelwerk den 2 Zylinder Maschinen 1000 ccm Hubraum und ein Mindestgewicht von 140 kg zu. Auch gestattete man die Produktion von nur 200 Einheiten als Homologationsmaschinen. Diese Fehleinschätzung der Leistungsfähigkeit dieses kleinen italienischen Werkes sollte sich in den kommenden Jahren noch ziemlich deutlich herausstellen und noch zu viel Klagen und Jammern führen.
Gleich am allerersten Renntag der neu gegründeten Meisterschaft, am 3. April 1988 in Donington Park, verbuchte Marco Lucchinelli im zweiten Lauf (es wurden immer 2 Rennen pro Tag ausgetragen) den ersten Ducati Triumph, konnte jedoch nicht verhindern, das Fred Merkel auf seiner Honda VFR 750 R (RC30) den WM Titel 1988 und 1989 einheimste. Doch bereits 1990 begann die Zeit der roten Werksrenner. Der bereits 1989 ins Werksteam gekommene ehemalige Grand Prix Pilot Raymond Roche aus Frankreich gewann mit deutlichem Vorsprung die WM 1990, damals auf einer Ducati 851.
Im Jahre 1991 tauchte ein gewisser Doug Polen aus Amerika mit einer privaten Ducati des New Yorker Tuners Ferracci in der Superbike WM auf. Mit Mini - Team und Mini - Budget mischte er die Szene derart auf, dass den Werksteams hören und sehen verging. Mit 2 WM Titeln in den Jahren 1991 und 1992 im Gepäck verabschiedete er sich für 1993 in die amerikanische Meisterschaft, die er ebenfalls gewann. Während dieser Zeit stieß bereits Carl Fogarty zum Ducati Werksteam, das 1993 jedoch zusehen musste, wie sich wiederum ein Amerikaner, Scott Russel, allerdings auf einer Kawasaki ZXR 750 RR, den Titel holte.
Doch dann ging es richtig los. 1994 und 1995 gab es die ersten beiden WM Titel für Carl Fogarty auf einer Ducati 916 R, damals jedoch schon mit Motoren bis zu 955 ccm bestückt. 1996 saß der Australier Troy Corser im Sattel der WM Maschine.
Bis ins Jahr 2011 konnte die Siegesserie der roten Renner nur noch wenige Male unterbrochen werden, 1997 durch den Amerikaner John Kocinski auf der endlich konkurrenzfähigen 4 Zylinder Honda VFR 750 R (RC 45) und 2000
durch Colin Edwards (ebenfalls USA) auf einer 2 Zylinder Honda VTR 1000 SP 1.
Honda hatte mittlerweile auch 2 Zylinder Werksmaschinen ins Rennen
geschickt, konnte aber den Roten bis dahin nichts anhaben, denn in den
beiden Jahren zuvor hatte sich King
Carl Fogarty mit 2 weiteren WM
Triumphen bei den Fans unsterblich gemacht. Im Jahre 2001 holte der Australier
Troy Bayliss den Superbike WM Titel auf der Ducati 996 R nach Italien zurück um ihn 2002 wieder an den Texas Tornado
auf der VTR 1000 SP 2 abzutreten. Hatte
Bayliss zum Saisonstart in den ersten 16 Rennen doch 13 Siege vorgelegt
und jedermann geglaubt, die WM sei bereits abgehakt, so hatte doch Colin
Edwards während der gesamten Saison nie aufgegeben, großartigen Kampfgeist
gezeigt und zum Ende der Saison mit 9 Siegen in Serie auf der vom Werk
nachgebesserten Honda VTR 1000 SP 2 sich den WM Titel verdient gesichert.
Obwohl Titelverteidiger stellt Honda für die Saison 2003 kein Werksteam. Da bereits auch Yamaha und Kawasaki ihr Engagement zurückgezogen haben verbleibt im Jahre 2003 Suzuki als einziger 4 - Zylinder Konkurrent. Somit gingen 20 Siege bei 24 Starts an die Ducati Werksmannschaft, die in diesem Jahr mit der neuen 999 R F03 antrat. Neil Hodgson sicherte sich mit 14 Laufsiegen unangefochten den Titel.
Im Jahre 2004 wieder das gleiche Bild. Ducati vor Ducati vor Ducati. Die WM war nur spannend, weil die beiden Ducati Werksfahrer immer wieder zwischendurch geschwächelt haben. Und dann gab es noch den unvergleichlichen Noriyuki Haga San, der mit der Vorjahres - Werksmaschine den F04 - Fahrern mächtig Feuer gemacht hat, und den Ten Kate Honda Fireblade 1000 RR Fahrer Chris Vermeulen, der als einziger die Fahne der Japaner hochhielt und seine Chancen auf den Titelgewinn erst in den letzten beiden Läufen begraben musste.
Im Jahre 2005 hat die Superbike WM endlich wieder einen deutschen Fahrer. Der 21 jährige Max Neukirchner startet mit einer Klaffi - Honda in die Superbike Saison. Ebenfalls im österreichischen Team: Pierfrancesco Chili, der alte Haudegen. Troy Corser, mittlerweile zu Corona Alstare Suzuki gewechselt, war in diesem Jahr nicht zu bezwingen und wurde in überzeugender Manier Weltmeister. Das Ducati Werksteam, wie 2004 mit James Toseland und Regis Laconi angetreten, hatte diesmal keine Chance.
Das sollte sich im Jahre 2006 jedoch ändern, denn ein alter Bekannter kam zurück. Troy Bayliss, bereits 2001 mit der Ducati erfolgreich, hatte sich in der MotoGP ein wenig glücklos herumgetrieben. Er übernahm die Ducati 999 R F06 und das Kommando in der WM. In 24 Läufen siegte er 13 Mal und holte die WM Krone zurück nach Bologna. Zur Belohnung durfte er im letzten Rennen der MotoGP Saison in Valencia die Desmosedici des verletzten Sete Gibernau steuern. Dass er es auch mit der 4 Zylinder kann, bewies er mit einem Start - Ziel Sieg.
2008 hat Troy Bayliss noch einmal nachgelegt und seinen dritten WM - Triumph gefeiert, bevor der nun 39 Jährige seinen Rücktritt erklärt hat. Die Werksducati hat Nitro-Nori übernommen mit der einzigen Aufgabe 2009 den Titel zu holen. Leider kam ihm bei diesem Unterfangen ein texanischer Wirbelwind namens Ben Spiess mit seiner Yamaha in die Quere und hat sich den Titel geschnappt. Der Deutsche, Max Neukirchner, war ebenfalls mit WM Ambitionen auf einer GSXR 1000 vom Alstare Team unterwegs, wurde jedoch in der Frühphase der Saison in Monza torpediert und so schwer verletzt, dass er die Saison zu diesem Zeitpunkt bereits abhaken konnte.
Den bislang letzten WM Triumph feierte 2011 der Spanier Carlos Checa auf der von Althea aufgebauten Ducati 1098R. 15 Laufsiege in der Saison bescherten ihm einen deutlichen Vorsprung auf die Konkurrenz, aber in den folgenden Jahren war der V2 leistungsmäßig nicht mehr auf Höhe der Zeit, wurde allerdings auch durch das Reglement eingebremst.
Im Jahr 2019 warf dann Ducati die Panigale V4R in den Ring. Und das kann man leider ziemlich wörtlich nehmen. Nachdem der Ex- MotoGP Pilot Alvaro Bautista die ersten 11 Rennen der Saison gewonnen hatte, hat er dann doch ziemlich oft Bodenproben genommen und musste schlussendlich Jonathan Rea auf seiner Kawasaki ZX 10 RR den Vortritt lassen. Das war für Jonathan Rea der fünfte WM Erfolg in Serie, einen sechsten ließ er 2020 folgen. Tolle Leistung.
Jedoch können sich 14 Fahrerweltmeisterschaften und 17 Konstrukteurstitel für das kleine Bologneser Werk bis zum heutigen Tag durchaus sehen lassen.
In all den Jahren hat es im Reglement der WM immer wieder Änderungen gegeben, immer wieder Forderungen der großen japanischen Hersteller, um die Konkurrenzfähigkeit ihrer Produkte zu erhöhen. So dürfen 4 - Zylinder Maschinen seit 2003 ebenfalls bis 1000 ccm Hubraum haben. Ab 2008 durften dann 2- Zylinder Motorräder wieder max. 1200 ccm haben. Das Fahrzeuggewicht betrug für 4 Zyl. Motorräder 162 kg, für 2 - Zylinder 168 kg. Dazu wurden der Querschnitt im Ansaugtrakt geregelt und Pirelli Einheitsreifen vorgeschrieben.
Als im Jahre 2002 die MotoGP auf 4 - Takter umgestiegen ist, konnte man vermuten, dass es für die Superbikes keine große Zukunft mehr gibt. Das hat sich jedoch bis heute, zum Glück nicht bewahrheitet. Selbst als 2012 die Dorna Sports S.L., unter dessen Regiment bereits die MotoGP ausgetragen wird, die Vermarktung der Superbike WM übernommen hat, also faktisch beide großen Motorradrennsportklassen unter einem Dach versammelt waren, hat diese Klasse weiter ihre Daseinsberechtigung beibehalten. Die großen japanischen Werke, ebenso Ducati und BMW mischen bis zum heutigen Tag munter mit, ab 2021 auch wieder mit einem deutschen Fahrer, Jonas Folger, auf der neuen BMW M1000R.
Leider konnte Jonas, der bei Tests zu Beginn der Saison einige Achtungserfolge eingefahren hatte, dem Leistungsdruck, den er sich vermutlich auch selbst gemacht hat, nicht standhalten, so dass er seinen Platz im Bonovo MGM Team freiwillig geräumt hat.
In der Saison 2022 debütiert Philipp Oettl in der Superbike WM. Für das Go Eleven Team pilotiert Philipp eine Ducati Panigale V4R. Viel Erfolg.
Endlich ist es geschafft. Im November 2022 hat der nach 2 schweren Jahren als Honda Werksfahrer zu Beginn der Saison 2022 zu Ducati zurückgekehrte Spanier Alvaro Bautista, den Superbike Weltmeister Titel für sich und die Roten eingefahren. Nach dem Erfolg von Francesco Bagnaia in der MotoGP Weltmeisterschaft, ist den Italienern erstmalig das Double gelungen. Forza Ducati!
Die Superbike-Weltmeisterschaft 2023 ist Geschichte. Sie hat uns in dieser Saison auch wieder bestens unterhalten. Die epischen Duelle von Alvaro Bautista mit Toprak Razgatlioglu haben uns an jedem Rennwochenende vor Spannung vorm TV gefesselt. Alvaro hat die WM absolut dominiert, 27 Siege bei 36 Rennen zeigen seine Klasse und auch die seiner Ducati Panigale V4R ganz eindeutig auf, obwohl man die Drehzahl aufgrund des Regelwerks einige Male nach unten anpasssen musste. Für die Saison 2024 wird ein neuer Versuch unternommen Alvaro und seine Ducati einzubremsen. Ausgehend von einem Fahrergewicht von durchschnittlich 80 kg - Alvaro wiegt nur 66 kg - muss er bzw. sein Motorrad, in der neuen Saison die Hälfte der Differenz zusätzlich mitschleppen. 😠
Philipp Oettl, der einzige deutsche Fahrer in der Superbike-WM, hat die Saison auf Platz 15 in der Gesamtwertung beendet und wird seinen Platz im Go Eleven Team verlieren. Seine Maschine übernimmt der ehemalige MotoGP-Pilot Andrea Iannone.
Der Weltmeister 2024 heißt Toprak Razgatlioglu. Während es für Toprak der zweite WM - Titel ist, ist es für BMW der erste, und dieser zweite WM - Titel für Toprak ist absolut verdient. Er hat bei 30 Starts (zwei Rennwochenende musste er wegen Verletzung auslassen) 18 Siege auf seiner Rokit BMW M 1000 RR eingefahren und dem Ducati Werksteam mit Alvaro Bautista und Nicolo Bulega die Show gestolen. Glückwunsch.
... wird fortgesetzt
Jahr | Fahrer | Land | Motorrad |
---|---|---|---|
1988 | Fred Merkel | ![]() |
Honda RC 30 |
1989 | Fred Merkel | ![]() |
Honda RC 30 |
1990 | Raymond Roche | ![]() |
Ducati 851 |
1991 | Doug Polen | ![]() |
Ducati 888 |
1992 | Doug Polen | ![]() |
Ducati 888 |
1993 | Scott Russel | ![]() |
Kawasaki ZXR 750 RR |
1994 | Carl Fogarty | ![]() |
Ducati 916 R |
1995 | Carl Fogarty | ![]() |
Ducati 916 R |
1996 | Troy Corser | ![]() |
Ducati 916 R |
1997 | John Kocinski | ![]() |
Honda RC 45 |
1998 | Carl Fogarty | ![]() |
Ducati 916 SP |
1999 | Carl Fogarty | ![]() |
Ducati 916 SP |
2000 | Colin Edwards | ![]() |
Honda VTR 1000 SP 1 |
2001 | Troy Bayliss | ![]() |
Ducati 996 R |
2002 | Colin Edwards | ![]() |
Honda VTR 1000 SP 2 |
2003 | Neil Hodgson | ![]() |
Ducati 999 F03 |
2004 | James Toseland | ![]() |
Ducati 999 F04 |
2005 | Troy Corser | ![]() |
Suzuki GSXR 1000 K5 |
2006 | Troy Bayliss | ![]() |
Ducati 999 F06 |
2007 | James Toseland | ![]() |
Honda CBR 1000 RR |
2008 | Troy Bayliss | ![]() |
Ducati 1098 R |
2009 | Ben Spiess | ![]() |
Yamaha YZF R1 |
2010 | Max Biaggi | ![]() |
Aprilia RSV4 Factory |
2011 | Carlos Checa | ![]() |
Althea Ducati 1098 R |
2012 | Max Biaggi | ![]() |
Aprilia RSV4 Factory |
2013 | Tom Sykes | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2014 | Sylvain Guintoli | ![]() |
Aprilia RSV4 Factory |
2015 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2016 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2017 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2018 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2019 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2020 | Jonathan Rea | ![]() |
Kawasaki ZX-10 R |
2021 | Toprak Razgatlioglu | ![]() |
Pata Yamaha YZF R1 |
2022 | Alvaro Bautista | ![]() |
Aruba.it Ducati Panigale V4R |
2023 | Alvaro Bautista | ![]() |
Aruba.it Ducati Panigale V4R |
2024 | Toprak Razgatlioglu | ![]() |
Rokit BMW M 1000 RR |